29 März, 2024

Schach statt Mathe - Schach - ein Denkspiel

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Schach- ein Denkspiel zwischen Sport, Kunst und Wissenschaft schafft Kompetenzen


Schach ist ein sehr altes Brettspiel, das wahrscheinlich aus Indien stammt und sich über Persien und Arabien im Mittelalter nach Europa verbreitete. Es ist ein strategisch-taktisches Denkspiel, bei dem es sehr auf kognitive Fähigkeiten und Konzentrationsvermögen ankommt.

Schach wird zu zweit gespielt. Jeder Spieler besitzt am Anfang acht Figuren und acht Bauern. Diese Figuren können unterschiedlich gezogen werden. Mit ihnen können Figuren des Gegners angegriffen und – falls dieser sie nicht verteidigt – geschlagen werden. Das Ziel des Spiels liegt darin, die eigenen Figuren so zu ziehen, dass der gegnerische König sich ihrem Angriff nicht mehr entziehen kann. Dann ist er matt und das Spiel beendet.

Dieses Ziel zu erreichen, erfordert verschiedene Denkfähigkeiten. Die Figuren erfolgreich zusammenspielen zu lassen, setzt beispielsweise vernetztes Denken voraus. Die Züge des Gegners und den Verlauf einer Partie vorherzusehen, heißt, vorausschauend zu denken. Mehrere Züge vorauszudenken, also das „Berechnen“ von Varianten, bedarf einer gehörigen Portion Vorstellungskraft (räumliches Denken) und logischem Verständnis sowie strukturiertes und systematisches Denken, um nicht den Überblick im Variantendschungel zu verlieren.

Eine Partie Schach kann mehrere Stunden dauern. Das bedeutet, sein Gehirn über Stunden hinweg intensiv einsetzen und sich stundenlang konzentrieren zu müssen. Gilt es doch, einerseits drohende sehr gute Züge des Gegners frühzeitig zu erkennen und zu verhindern, andererseits selbst sehr gut Züge zu finden und eigene Drohungen aufzustellen. Gefordert sind Kombinationsvermögen und taktisches Verständnis sowie strategische und positionelle Fähigkeiten, um in Vorteil zu gelangen. Schließlich geht es beim Schach auch darum, sich an bereits Gelerntes oder an früher gespielte Partien und Stellungen zu erinnern.

Schach ist ein Sport, der wettkampfmäßig betrieben werden kann und wird. Der Deutsche Schachbund zählt mit über 90.000 registrierten Mitglieder zu den größten Sportverbänden in Deutschland. Die meisten organisierten Schachspieler und Schachspielerinnen spielen in 8-Brett-Mannschaften oder treten als Einzelspieler auf lokalen, regionalen oder nationalen Turnieren an. Sie spielen den Vereins-, Bezirks- Landes- und Deutschen Meister aus. Die Mannschaftskämpfe werden wie beim Fußball in Ligen organisiert und ausgerichtet. Die spielstärksten Schachmannschaften spielen in Deutschland in der ersten Bundesliga, die schwächeren in der Kreisklasse. Schach wird überaus fair ausgetragen, jedenfalls, gemessen an den Interventionen der Schiedsrichter und im Vergleich zum Fußball. Die richtig guten Schachspieler erhalten vom Weltschachverband FIDE den Titel „Internationaler Meister“ und die noch besseren den Titel „Internationaler Großmeister“. Nur die besten Großmeister haben Chancen, um die Weltmeisterschaft zu spielen. Schach fördert als Wettkampfsport dieselben Fähigkeiten und Eigenschaften wie viele andere Sportarten auch: Ehrgeiz, verlieren können, Gegnerachtung u.a.

Schach hat viel mit Kunst zu tun. Denn gefragt sind auch Kreativität, Einfallsreichtum, schöpferische Gabe. „Die Freude an einer gelungenen Kombination erfüllt das Herz des Menschen wie Musik“, hat einmal Ex-Weltmeister Garri Kasparow formuliert. Unvergessen unter Schachspielern ist die legendäre Partie, die 1851 Adolf Andersen gegen Lionel Kieseritzky im berühmten Londoner Schachcafé Simpson Divan spielte. Andersen „verlor“ alle seine Schwerfiguren – also die stärksten Figuren – und setzte den gegnerischen König kurz darauf mit den verbliebenen Leichtfiguren matt. Natürlich hatte Andersen seine Schwerfiguren nicht einfach verloren, vielmehr gab er sie absichtlich her – er „opferte“ sie –, weil er das Matt des Gegners kommen sah. Diese Partie ist als „die Unsterbliche“ in die Schachgeschichte eingegangen und dient noch heute als bevorzugtes Trainingsobjekt. Es gibt bestimmt keinen Schachspieler auf der Welt, der nicht wenigstens eine Partie im Stile Andersens gewinne möchte.

Schließlich weist Schach auch wissenschaftliche Komponenten auf. Schachtheorien wurden entwickelt, Systematiken aufgestellt, Regelmäßigkeiten herausgearbeitet, Studien kreiert und viele Schachbücher geschrieben. Es existiert mittlerweile eine unüberschaubare Breite an Schachliteratur: Der Markt bietet grundlegende Lehrbücher, Bücher zu Fragen des Mittelsspiels, über Endspieltechniken und die verschiedensten Eröffnungen, Biografien über die großen Meister, Turnierbücher und Partiensammlungen, Bücher über Strategie und solche über Taktik, über die Verteidigung und den Königsangriff, über die Bauern oder den Einsatz von Leicht- und Schwerfiguren, über Psychologie im Schach, über die Kunst der Variantenberechnung und vieles andere mehr.